Judo: Scharinger über EM-„Blech“ enttäuscht
Peter Scharinger landet bei EM in Istanbul auf Platz fünf der Klasse bis 73 kg. Die größte Stunde seiner Karriere wird gleichzeitig zu seiner bittersten.
Peter Scharinger in blau
Foto: Christian Fidler
NIEDERWALDKIRCHEN/TÜRKEI: Im entscheidenden Kampf um Bronze (Video) liegt Peter Scharinger gegen den Türken Hasan Vanlioglu bereits mit einer Yuko-Wertung für eine Abtauch-Technik in Führung. Danach schaltet der Lokalmatador allerdings einen Gang hoch. Der Pürnsteiner tut sich schwer, Angriffe zu setzen, kassiert drei Bestrafungen für Passivität, weshalb Vanlioglu folglich mit einer Waza-ari-Wertung in Führung geht.
Der 25-Jährige mobilisiert noch einmal alles, bringt den Türken mit einem weiteren Abtaucher zu Fall. Doch Vanlioglu landet auf dem Bauch. Scharinger rennt die Zeit davon. Letztendlich bleibt ihm nur Platz fünf und Ernüchterung.
„Die Enttäuschung ist groß. Auch wenn es der größte Erfolg meiner Karriere ist, bei so einem Turnier zählt halt nur eine Medaille“, ist der Heeressportler am Boden. „Die Medaille war so nah, ich musste nur noch hingreifen, und dann dass…“
Warten auf die Gelegenheit
Probleme machte Scharinger vor allem die zermürbende Kampfanlage des Türken. „Es gab zwar keinen einzigen Moment, wo ich mir dachte, dass ich fallen könnte, aber er hat ständig attackiert. Und wenn ich endlich einmal meinen Griff hatte, ist er immer aus der Mattenfläche rausgelaufen.“
Seine taktische Linie wollte Scharinger aber nicht verlassen. „Ich hab mir immer wieder gesagt, dass meine Chance noch kommen würde.“ Sie kam auch. Doch besagter Abtaucher brachte keine Wertung.
Nummer eins rausgeworfen
„Es ist bitter, wenn du so starke Leute schlägst und dann mit leeren Händen dastehst“, verweist Scharinger insbesondere auf seinen Achtelfinalsieg gegen die Nummer eins des Turniers Dirk van Tichelt (Video). Gegen den Belgier sah Scharinger bereits wie der sichere Verlierer aus.
Van Tichelt hatte den Mühlviertler mit einem Festhalte-Griff am Boden förmlich festgenagelt. Doch zwei Sekunden vor der für einen Ippon notwendigen 25-Sekunden-Marke drehte sich Scharinger doch noch heraus. Infolge pfiff sich der Wirtssohn nichts mehr und setzte Angriff um Angriff. Und einer saß dann plötzlich.
Mit einem donnernden Innenschenkel-Wurf (Uchi-mata), seiner Spezialität, machte Scharinger den nicht mehr für möglich geglaubten Ippon. „Da hatte ich nichts mehr zu verlieren.“ Ein großer Prestige-Erfolg gegen den Weltranglisten-Dritten.
Auch wenn Scharinger ohne Edelmetall nach Hause zurückkehrt, nimmt er neben einer großen Portion Selbstvertrauen auch einige Punkte für die Olympia-Quali mit. Den EM-Titel bis 73 kg sichert sich der Portugiese Joao Pina.
Protokoll von Scharingers Turnierverlaufs:
1. Runde: Scharinger schlägt Alecos Lazarou (CYP) mit Ippon.
Achtelfinale: Scharinger schlägt Dirk van Tichelt (BEL) mit Ippon.
Viertelfinale: Scharinger unterliegt Murat Kodzokov (RUS) mit Ippon durch Festhalter.
Trostrunde: Scharinger schlägt Ex-Europameister Kiyoshi Uematsu (ESP) mit Waza-ari.
Kampf um Bronze: Scharinger unterliegt Hasan Vanlioglu (TUR) mit Waza-ari durch drei Strafen.
Weitere Erfolge der Österreicher in Istanbul:
1. Platz bis 57 kg durch Sabrina Filzmoser (Multikraft Wels)
3. Platz bis 63 kg durch Hilde Drexler (Vienna Samurai)
Quelle: UJZ Mühlviertel - Reinhold Pühringer, erschienen am 24.4.2011
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