Regionales-Vermischtes | Hofkirchen i.M.
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Regionale Jägerschaft brennt 24 Stunden lang Naturkalk für Falkenstein
Handwerksgesellen auf der Walz haben Hofkirchen i.M. mit der Burgruine Falkenstein in festem Griff
Steinmetz Roman, Bgm. Martin Raab u. Steinmetz Felix vor der Fertigstellung des alten Torgewändes der Vorburg in Falkenstein
HOFKIRCHEN: Eisen wird geschmiedet, Steinmauern wachsen rasant, Granit wird geformt, Zimmerleute und Tischler arbeiten gekonnt, Maler, Töpfer, Stukkateure…
Regionale Jägerschaft brennt 24 Stunden lang Naturkalk für den Erhalt der Burgruine Falkenstein – Flusskiesel-Kalkbrenner Alois Vösenhuber entzündet am Donnerstag, 15.9. den von ihm komplett umgebauten Kalkofen
Steinmetz Roman nach der Anbringung von uralten Gewändesteinen des
äußeren Burgtores in Falkenstein
„Die Hofkirchner Bevölkerung hat über 30 internationale Handwerksgesellen auf der Walz schon gut ins Herz geschlossen. Einige der wandernden Super-Handwerker haben Hofkirchen i.M. für sich schon zu einer Art zweiten Heimat erklärt“, freut sich Bgm. Martin Raab über den guten Verlauf des zweiwöchigen bayerisch-österreichischen Treffens fahrender Handwerksgesellen mit einheimischen Fachkollegen in der Burgruine Falkenstein.
„Mit dem alten ehemaligen Mayrhofer-Wirtshaus haben wir ein ideales Quartier für die Burschen und Mädchen zur Verfügung. Dieses große alte Gast- und Bauernhaus bietet ausreichend Platz für Wohnen, Arbeiten und Geselligkeit zugleich. Im Garten haben die internationalen Handwerker sogar einen hölzernen Swimmingpool gebaut, weil während der ersten Aktionswoche Temperaturen gegen 40 Grad geherrscht haben.
Der beliebt gewesene, leider schon verstorbene Gast- und Landwirt Leopold Mayrhofer würde stolz auf die vielen jungen Mitbewohner seines großen Anwesens sein“, ist Bgm. Martin Raab überzeugt. Aufgrund der großen Hitze während des Handwerksgesellen-Treffens haben sich einige Burschen kurzer Hand entschlossen, einen hölzernen Swimmingpool zur abendlichen Abkühlung zu bauen. Der ist wirklich sehr gut gelungen. Nach dem Abkühlen der Außentemperaturen haben die Gesellen den Swimmingpool noch mit einer ganz einfachen Heizung versehen. Sie wärmen seither ihr Schwimmwasser mit dem angrenzenden Lagerfeuer. Wenn man weiß, wie Arbeit funktioniert, schafft man viele Lösungen mit einfachsten Mitteln“, sind die Gesellen stolz!
Mehrere Nationen und zahlreiche alte Handwerksberufe bündeln sich zum Erhalt der Burgruine Falkenstein
Die Steinmetze Marc, Roman und Eric bei einer kleinen Pause
„Die Burgruine Falkenstein erlebt durch das aktuelle Treffen fahrender Handwerksgesellen gerade eine Art internationalen Großeinsatz zu ihrer Rettung vor dem Verfall – man könnte auch sagen: Eine internationale Elite-Eingreiftruppe verhindert das endgültige Sterben der Burgruine Falkenstein“, jubelt Bgm. Martin Raab in höchsten Tönen über die tolle Arbeit der jungen Handwerker.
Unterschiedlichste Charaktäre und Handwerksberufe mehrerer Nationen haben sich mittlerweile in Hofkirchen i.M. versammelt. Am zahlreichsten vertreten sind die Steinmetze. „Solche hat es in Hofkirchen i.M. niemals in namhafter Zahl gegeben“, erklärt Bgm. Martin Raab, „Die Kunst der Steinbearbeitung war in Hofkirchen i.M. nie wirklich heimisch, daher ist das für uns von besonderem Interesse. „Sehr wohl verfügt aber Hofkirchen i.M. noch immer über Maurer, die schöne und standhafte Natursteinmauern aufstellen können. Da hatten wir schon immer super Profis“, ist der Hofkirchner Bürgermeister stolz.
Die Zimmermanns- und Tischlerkunst gehört traditionell auch voll zu Hofkirchen i.M. Diese beiden Sparten sind seit Jahrhunderten Aushängeschild des 675 Jahre alten Marktes am Naturwunder Donauschlinge Schlögen.
Maurer Max und Stukkateur Sebastian verschließen Mauerausbrüche an der Hauptburgmauer
Auch beim Handwerkertreffen sind viele hervorragende Maurer, Zimmerer und Tischler anwesend. Sie arbeiten gekonnt, flink und mit enormer Erfahrung. Auch vier kräftige Schmiedegesellen sind von Beginn an beim internationalen Handwerkertreffen in Hofkirchen i.M. dabei. Sie arbeiten mit einer alten Feldschmiede direkt in der Burgruine Falkenstein. „Für drei Steinmetze braucht man einen Vollzeit-Schmied zum Schärfen der Meissel“, erklärt Andreas Bauer, Steinmetz und Cheforganisator des bayerisch-österreichischen Handwerkertreffens in Hofkirchen i.M. „Leider ist die alte Feldschmiede schon längere Zeit ein altes Museumsstück“, erklärt der junge Kunstschmiedegeselle Jeremias. „Gottseidank dürfen wir in der Werkstätte der früheren Hofkirchner Schmiedefamilie Rudolf Schmidleitner jederzeit die alten Einrichtungen benutzen. Wir können daher immer wieder alle Schäden an der Feldschmiede reparieren“, sagt der top-erfahrene Schmiedegeselle Matthias. „Ich war vier Tage beim pensionierten Steinmetzmeister Ludwig Bauer im Granitzentrum Bayerischer Wald in Hauzenberg zur Einschulung“, ergänzt der blutjunge Kunstschmied Jeremias weiter. „Ich bin Kunstschmied und musste auch zuerst das Detailwissen über das richtige Schärfen und Härten der Steinmetz-Meissel lernen – das ist wirklich eine ganz hohe Handwerkskunst! Jede Steinart braucht für eine gute Bearbeitung andere Anstellwinkel und Eisenhärten“
Außer den bereits genannten Handwerkssparten sind noch viele weitere beim Handwerks-Gesellentreffen in Hofkirchen i.M. vertreten: Ein super Stukkateur, Malergeselle Tommy, Töpferin Jasmin, der Schweizer Maurer Matthias, die italienische Fotografin Chiara mit einem kanadischen Kollegen Anthony, die Bäckergesellen Simon und Albert sowie viele mehr. Auch einige österreichische ehemaliger Wandersgesellen aus dem Burgenland, Niederösterreich, der Steiermark und Tirol sind extra zum Gesellentreffen nach Hofkirchen i.M. angereist und nutzten einige Tage zum Kennenlernen der vielen Kollegen. Auch nicht wandernde Handwerkskollegen aus ganz Deutschland sind für kurze Zeit nach Hofkirchen i.M. gekommen, zum Teil auch als Besucher ihrer Freunde auf der Walz. Sie wollen einfach bei dieser super Aktion dabei sein, diese Handwerker üben ihre Berufe mit Stolz aus und freuen sich über jedes Zeichen der Wertschätzung und das mediale Hervorheben ihres Könnens und Standes.
Einige Hofkirchner Familien unterstützen die Aktion mit der Beistellung von Werkzeugen, Geräten und Maschinen sowie mit der Übergabe von Mehlspeisen. Viele Einheimische suchen mit den fremden Handwerksgesellen das Gespräch und haben längst entdeckt: Diese Burschen und Mädchen sind super ausgebildete junge Könner ihres Faches und verdienen sich teilweise trotz ihres blutjungen Alters schon vorzeitig die Bezeichnung Meister. Die Wanderschaft verschafft ihnen darüber hinaus ausgezeichnete menschliche Kompetenzen, Menschenkenntnis und Verständnis für die unterschiedlichen Gegebenheiten und Traditionen auf der ganzen Welt.
Zimmerer Eric und Steinmetz Felix haben für die Handwerker ein WC über den Abhang zur Ranna gebaut und sind sich einig: es funktioniert bestens!
Bgm. Martin Raab kommt für sich persönlich zum Schluss: „Ich bin überzeugt, diese fahrenden Handwerksgesellen aller Herren Länder handeln mit ihrem Wandern um die Welt völlig richtig. Das umfassende Fachwissen und die große Bandbreite an technischer Erfahrung und Verständnis sowie die unheimlich gut ausgeprägten menschlichen Qualitäten könnte man mit keinem Seminar der Welt in drei Jahren erlangen. So eine breite und qualitativ hochstehende Ausbildung könnte man als Seminarreihe wohl auch nicht bieten. Das schafft man eben nur mit der Wanderschaft – der traditionellen Walz. Es ist wahrscheinlich eine grobe Kurzsichtigkeit von uns Österreichern, dass wir diese super Möglichkeit der Aus- u. Weiterbildung nicht mehr nutzen und die damit zusammenhängenden Chancen brach liegen lassen. Schade!“
3. Kalkbrandaktion bei der Burgruine Falkenstein ab Donnerstag, 15. September.
Flusskiesel-Kalksteinbrenner Alois Vösenhuber brennt mit Jagdkollegen aus Hofkirchen i.M. und Umgebung Naturkalk zur Rettung der Ruine Falkenstein
Drei Wochen lang hat Alois Vösenhuber aus Steyr, der letzte Flusskiesel-Kalksteinbrenner Oberösterreichs, den seit zwei Jahren bestehenden Kalkofen beim Meierhof Falkenstein umgebaut und erweitert. Geholfen haben ihm dabei die bayerisch-österreichischen Handwerksgesellen, die das Werk gerade im Rahmen ihres Treffens in Hofkirchen i.M. vollenden. Sie verkleiden den Ofen mit Bruchsteinmauern und versehen ihn mit einem Dach zum Schutz der Kalkbrenner vor Wind und Wetter.
Ab Donnerstag, 15. September wird bei der Burgruine Falkenstein zum dritten Mal eigener Kalk für die Sanierungsarbeiten gebrannt. Jagdleiter Wolfgang Falkner aus Hofkirchen i.M. hat mit Bgm. Martin Raab eine schöne Aktion vereinbart: Jäger aus Hofkirchen i.M. und der umliegenden Region brennen 24 Stunden lang Naturkalk zur Rettung von Falkenstein. Alle interessierten Jäger sind herzlichst eingeladen, sich an dieser super Aktion zu beteiligen. Kalksteinbrenner Alois Vösenhuber ist selbst leidenschaftlicher Jäger und freut sich schon auf die interessanten Gespräche mit den Mühlviertler Jagdkollegen. Der Kalkofen ist wiederum mindestens 72 Stunden lang in Betrieb, da ergeben sich von Donnerstag bis Sonntag jede Menge Gelegenheiten, über jagdliche Erlebnisse und Besonderheiten zu diskutieren und zu erzählen. Es muss nur jede Viertelstunde einmal frisches Holz in den Ofen geworfen werden, damit dieser seine erforderlichen 950 Grad beständig aufweist.
Auch alle anderen interessierten Menschen sind herzlich eingeladen, den Kalkbrennern in Falkenstein einen Besuch abzustatten. Flusskiesel-Kalkbrenner Alois Vösenhuber ist ein Meister vieler Handwerkstechniken und gibt sein umfangreiches Wissen gerne preis. Besonders die Jugend ist ihm ein großes Anliegen. Kalksteinbrenner Alois möchte den jungen Menschen sein breitgefächertes Spezialwissen offenlegen und weitergeben. Dieser Wissensschatz ist auch in Zukunft für jeden Menschen ein gut nutzbares geistiges Vermächtnis.
Abschlussfest am Samstag, 17. September und Siedlervereins-Frühschoppen am 18. September ab Vormittag bieten die letzte gute Möglichkeit mit den Handwerksgesellen in Kontakt zu treten.
Die internationalen Handwerksgesellen veranstalten am Samstag, 17. September im Garten ihres Quartieres im Marktzentrum Hofkirchen i.M. ein Abschlussfest ihrer Aktion. Ein paar Tage danach zerstreuen sich die Handwerker wieder über ganz Europa bzw. über die ganze Welt.
Alle interessierten Menschen sind eingeladen an diesem Abschlussfest teilzunehmen und mit den Burschen und Mädchen in Kontakt zu treten. Die Gesellen möchten gerne mit so vielen Einheimischen und Österreichern in Kontakt treten wie nur möglich. Sie sind von dem, was sie tun voll überzeugt und freuen sich über jedes Interesse an ihrer Art und Weise, für das Leben und den Beruf zu lernen.
Auch der Frühschoppen des Hofkirchner Siedlervereines am Sonntag, dem 18. September ab 10:00 Uhr macht dieses Ins-Gespräch-Kommen noch gut möglich. Die internationalen Handwerksgesellen werden sich dabei unter die Besucher mischen und freuen sich auf viele interessante Gespräche und Bekanntschaften.
Quelle: Martin Raab, Bgm., erschienen am 13.9.2011
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