Regionales-Vermischtes | Hofkirchen i.M.
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Rettung der Burgruine Falkenstein
Arbeitsschwerpunkte 2011 mobilisierten über 80 Helfer aus 5 Staaten, 6 Bundesländern und unzähligen Gemeinden
HOFKIRCHEN: Seit drei Jahren laufen in Hofkirchen i. M. große Bemühungen, den gänzlichen Einsturz der international bekannten Burgruine Falkenstein zu verhindern. Nach erfolgreicher Durchführung erster gefährlicher Sicherungsmaßnahmen durch den Gemeindebauhof und das Bauunternehmen Rosenberger ist es zunächst nicht gelungen, die Hofkirchner Gemeindebevölkerung in ausreichender Zahl für den notwendigen ehrenamtlichen Einsatz zur Ruinenerhaltung zu gewinnen. Große überregionale und mediale Aufmerksamkeit erlangten die erforderlichen Arbeiten zur Erhaltung der bestehenden Bausubstanz durch die 3tägige Jugendaktion „72 Stunden ohne Kompromiss“ im Jahr 2010 und durch den Start von regelmäßigen Kalkbrandaktionen im Jahr 2009.
Neue Kommunikationsschiene Internet ist Schlüssel für großen Erfolg bei der Erhaltung der reichlich vorhandenen alten Bausubstanz
Heuer wurden in einschlägigen Burgenforen im Internet vier Schwerpunkt-Arbeitstermine verlautbart und zur ehrenamtlichen Teilnahme aufgerufen. Dadurch konnte endlich eine große Zahl von helfenden Händen gewonnen werden. Über 40 einschlägige Interessenten und Experten meldeten sich hoch motiviert zur Mithilfe an der Rettungsaktion für die Burg Falkenstein an. Vom akademischen Kunstexperten und Techniker über Kunstschaffende, Studenten, Lehrpersonen bis zu ausgebildeten Handwerkern reichte die Palette der ehrenamtlichen Helfer.
Die einzelnen Ruinenretter bilden seither ein homogenes Arbeitsteam, das gern gemeinsam inmitten des alten Gemäuers arbeitet. Insgesamt konnte derart ein großer Fortschritt bei der Erhaltung der einzigartigen alten Mauern erzielt werden. In bestem Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt wird Schritt für Schritt am Erreichen des gemeinsamen Ziels, der Verhinderung des weiteren Zerfalls der bis zu 800 Jahre alten Burganlage, gearbeitet. Die freiwilligen Helfer waren heuer bis Mitte Oktober an insgesamt 10 Arbeitswochenenden vor Ort aktiv. Neben den vier fix vereinbarten Schwerpunktwochenenden kam es noch an weiteren sechs Wochenenden zu individuellen Arbeitseinsätzen mehrerer Aktivisten.
Internationales Handwerksgesellen-Treffen in der ersten Septemberhälfte bescherte den Sanierungsarbeiten eine neue Dimension im Arbeitsfortschritt – Initiator und Förderer: Ludwig Bauer vom Granitzentrum Bayerischer Wald in Hauzenberg
Einen riesen großen Schritt nach vorne brachte das Treffen internationaler Handwerksgesellen in der ersten Septemberhälfte 2011. Über 40 Handwerksgesellen aus Deutschland, der Schweiz, Südtirol und Österreich strömten aus aller Herren Länder nach Hofkirchen i.M. und stellten ihr Können und ihre Arbeitskraft in den Dienst der Erhaltung der Burgruine Falkenstein. Steinmetze, Zimmerleute, Schmiedegesellen, Maurer und Baufacharbeiter, ja sogar Bäcker, Käser, Töpfer, Stukkateure, Maler, Dachdecker und viele Angehörige weiterer Handwerksberufe arbeiteten gemeinsam im alten Burggemäuer. Das Anwesen des alten Mayrhofer-Wirtshauses im Ortszentrum war für dieses Facharbeiter-Heer ein ideales Quartier, in dem auch die Geselligkeit nicht zu kurz kam. Alle Gesellen arbeiteten ohne Lohn nur gegen kostenlose Unterkunft und Verpflegung. Die gesamte Aktion wird von der EU, der EUREGIO Bayerischer Wald-Böhmerwald/Mühlviertel, dem Freistaat Bayern und dem Bundesland Oberösterreich hochgradig finanziell gefördert. Das Stift Schlägl, die Brauerei Hofstetten, das Granitzentrum Bayerischer Wald in Hauzenberg sowie viele weitere Unternehmen aus Bayern und dem Bezirk Rohrbach gehören ebenfalls zum Kreis der Sponsoren des internationalen Handwerksgesellentreffens 2011 in Hofkirchen i.M.
Handwerksgesellen sind von Hofkirchen i.M. begeistert – altes Mayrhofer-Wirtshaus dient zukünftig als ständige Gesellenherberge, die erste in Österreich, weltweit die sechste
Wandernde Handwerksgesellen auf der Walz gehörten früher auch in Österreich zum Alltag. Seit einigen Jahrzehnten ist leider in unserem Heimatland diese spezielle Möglichkeit der beruflichen Qualifizierung und des Lernens für das Leben beinahe völlig verschwunden. International befinden sich derzeit ca. 1500 Gesellen auf Wanderschaft, ca. die Hälfte davon aus Deutschland. Wandernde Handwerksgesellen arbeiten ständig für neue Arbeitgeber und Projekte. Sie suchen sich nach Möglichkeit nur besonders herausfordernde Aufgaben für ihren Broterwerb aus, daraus resultiert ihr hohes qualifiziertes Können und Praxiserfahrung. Viele von ihnen gründen später ein eigenes Unternehmen oder übernehmen Betriebe ihrer Eltern oder bekannter Unternehmer ohne familiäre Nachfolger. Der ständige regionale und kollegiale Umgebungswechsel macht die Gesellen sensibel für den Umgang mit unterschiedlichsten Charaktären und Mitmenschen. Aus diesem Umstand heraus bedeutet die mindestens dreijährige Wanderschaft auch eine hoch qualifizierte Ausbildung im Umgang mit Menschen unterschiedlicher Prägung und Herkunft.
Burg Falkenstein ist Wurzel der Besiedelungsgeschichte des Mühlviertels samt angrenzenden bayerischen und böhmischen Regionen
Die Ruine Falkenstein war von den Passauer Bischöfen gestiftet worden. Zweck war die Rodung der umliegenden Region einschließlich Teilen Bayerns und Böhmens. Zawisch von Falkenstein war der berühmteste Spross des Geschlechtes und brachte es im auslaufenden Hochmittelalter bis zum Nachfolger von Böhmenkönig Ottokar. Er war in der Folge in Hluboka enthauptet und im böhmischen Kloster Hohenfurt bestattet worden. Das berühmte Zawischkreuz wird im Stift Hohenfurt in Böhmen aufbewahrt und bildet den Mittelpunkt der bilateralen Landesausstellung Oberösterreich/Böhmen im Jahr 2013. Calhoch von Falkenstein gründete vor 800 Jahren das Stift Schlägl, welches mit Recht als kultureller Mittelpunkt des Bezirkes Rohrbach bezeichnet werden kann.
Nach einem eher ruhigen Dornröschenschlaf während der vergangenen 15 Jahre erfährt die Burganlage Falkenstein durch die regelmäßigen Erhaltungsaktivitäten wieder großen Zulauf. Ältere Menschen, Familien, Touristen und Schulklassen fühlen sich vom uralten Gemäuer gleichermaßen angezogen und freuen sich über die unermüdlichen ehrenamtlichen Arbeiten zur Verhinderung des endgültigen Zerfalls dieses einzigartigen Dankmaljuwels und Fensters ins späte Mittelalter samt weiteren Jahrhunderten.
Falkenstein-Virus zieht viele Besucher an – Wasserturm dient regelmäßig als Herberge für Abenteuerlustige
„Während der Erhaltungsarbeiten habe ich heuer schon viele Menschen kennen gelernt, die regelmäßig im Wasserturm von Falkenstein nächtigen. Familien und Jugendgruppen pflegen diese Gewohnheit in periodischen Abständen und sind manchmal geradezu von einem „Falkenstein-Virus“ infiziert, erzählt Bürgermeister Martin Raab, der persönlich mit großer Leidenschaft und Kraft an den Erhaltungsarbeiten mitwirkt. „Leider ist den Hofkirchnern und Einwohnern der umliegenden Region die tatsächliche Bedeutung unserer Burgruine Falkenstein noch viel zu unbewusst. Viele Besucher haben sich ausdrücklich bei uns dafür bedankt, dass wir unsere Freizeit für den weiteren Erhalt der Burg Falkenstein einsetzen. Manche von ihnen haben sogar spontan ihre aktive Mitarbeit angeboten“, freut sich Bgm. Martin Raab weiter.
Burgruine Falkenstein kann ohne große Schwierigkeiten der Nachwelt erhalten bleiben – hochgradige Experten sind Garant dafür
Die heurigen Arbeits-Schwerpunktwochenenden sind eindeutiger Beweis dafür, dass es möglich ist, unseren Nachkommen die wichtigsten noch vorhandenen Räumlichkeiten und Mauern von Falkenstein zu erhalten.
Der Verein zur Erhaltung von Falkenstein zählt einige wichtige Experten zu seinen Mitgliedern. Diese zeichnen für das erfolgreiche Jahr 2011 gemeinsam verantwortlich. Neben Obmann Bgm. Martin Raab sind dies: Prähistoriker und Archäologe sowie Stadtrat von Passau Matthias Koopmann als treibende Kraft und wissenschaftlicher Experte. Baumeister Ing. Thomas Rosenberger als Fachmann bei hochbautechnischen Herausforderungen, Bauökologe Alfred Ruhdorfer als Experte im Umgang mit alter Bausubstanz, Architekt DI Robert Wacha vom Bundesdenkmalamt OÖ als Ruinensachverständiger, Kalkbrenner Alois Vösenhuber als letzter Meister seines Standes, Steinmetzmeister Ludwig Bauer vom Granitzentrum Bayerischer Wald in Hauzenberg als professioneller Kenner unserer gemeinsamen regionalen Geschichte und als Hauptverantwortlicher für das Zustandekommen des zweiwöchigen Treffens internationaler Handwerksgesellen mit ehrenamtlichem Arbeitseinsatz zum Erhalt der Burganlage Falkenstein, Markus Hauser als Obmann des Linzer Vereines Burgenkunde.at, durch dessen Vereinshomepage heuer über 40 ehrenamtliche und hoch motivierte Ruinenretter gewonnen werden konnten, die für den ungeheuer großen Arbeitserfolg 2011 verantwortlich zeichnen.
Land OÖ und Bundesdenkmalamt zeigen sich angesichts der erbrachten Erhaltungsarbeiten begeistert. Sie sind die finanziellen Förderer der Erhaltungs-Aktivitäten
Wertvolle finanzielle Unterstützung wird seit einigen Jahren vom Bundesdenkmalt OÖ. sowie der Direktion Kultur des Amtes der OÖ. Landesregierung bzw. von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer zur Verfügung gestellt. Das Treffen internationaler Handwerksgesellen wird von der EU, der Euregio Bayerischerwald-Böhmerwald, dem Land OÖ und dem Freistaat Bayern finanziell hochgradig gefördert.
Kontaktdaten:
Mail: martin.raab@hofkirchen.at und martin-raab@aon.at
Telefon: 0664/4249 109;
Infos über die Burg Falkenstein:
www.hofkirchen.at;
www.burgenkunde.at;
www.burgenseite.com
Finanzielle Unterstützungen der Arbeiten zur Erhaltung der Burgruine:
Bankverbindung:
Raiba Donau-Ameisberg, BLZ 34075, Konto 4.130.027
Quelle: Martin Raab, erschienen am 1.10.2011
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