Podestplatz statt Handtuch geworfen
Peter Scharinger holt ausgerechnet gegen Wiener Erzrivalen mit Platz 3 in Prag Österreichs 1. Weltcup-Podest 2012.
Peter Scharinger (weiß) wirft Marcel Ott
Foto: Christian Fidler
NIEDERWALDKIRCHEN: Allerdings kaum Nutzen für Olympia-Quali. Wegen Doping-Jäger wäre er fast zu schwer für das Turnier gewesen.
Nach fünf Vorrunden-Siegen samt einer Viertelfinal-Niederlage gegen den späteren Turniersieger Florent Urani (FRA) muss Peter Scharinger (bis 73 kg) ausgerechnet gegen Marcel Ott im Kampf um Bronze ran. Der unangenehm agierende Wiener hatte den Mühlviertler bereits das eine oder andere Mal besiegt, darunter beispielsweise im Bundesliga-Finale des Vorjahres, wo ein Scharinger-Sieg dem UJZ Mühlviertel, das den Galaxy Tigers Wien damals mit 6:7 unterlag, bereits zum Titel gereicht hätte.
Doch diesmal setzt sich der Oberösterreicher – wenn auch nur knapp mit einer Yuko-Wertung für einen Opferwurf (Tomoe-nage) – durch. Während es für Scharinger sein viertes Weltcup-Podest seiner Karriere ist, ist es gleichzeitig das erste für Österreich in diesem Kalenderjahr.
„Mit einem Podestplatz habe ich heute am aller wenigsten gerechnet“, ist Scharinger, dem die Strapazen der langen Weltcup-Serie deutlich anzumerken sind, selbst überrascht. „Um ehrlich zu sein, nach dem ersten Kampf (Ipponsieg gegen Sagi Muki/ISR, Anm.) habe ich mich vom Kopf her so ausgebrannt gefühlt, dass ich am liebsten nach Hause gefahren wäre.“ Ein paar freie Tage sollen nun das Feuer wieder zurückbringen.
Mehr Selbstvertrauen als Punkte gewonnen
Für die Olympia-Quali bringt ihm das allerdings kaum etwas. Da nur die fünf punkt-besten Ergebnisse der vergangenen zwölf Monate in die Weltrangliste, welche für die Quali herangezogen wird, einfließen, hat Scharinger einen effektiven Gewinn von gerade einmal vier mageren Punkten.
Wie das geht? Als schlechtestes Ergebnis hat er ein 36-Punkte-Resultat stehen. Dafür kommen jetzt die 40 für Prag in die Wertung. Zur Erklärung: Weltcup-Turniere, Grand Prixs, Grand Slams oder Weltmeisterschaften werden unterschiedlich bewertet. Für Olympia qualifizieren sich nur die besten 22 der bereinigten (pro Nation zählt nur der Beste) Weltrangliste. Der 26-Jährige macht nun zwei Plätze geht, und liegt somit an 28. Stelle.
Zur Quali für London zählt somit nur noch die EM im April Chelyabinsk (RUS). „Dort müsste ich wohl Dritter werden, um alles fix zu machen“, rechnet Scharinger, der im Vorjahr knapp an Bronze vorbeischrammte und Platz fünf erreichte, vor. Ein Hintertürl gibt es noch über die kontinentalen Quotenplätze, diesen hat momentan aber Hilde Drexler inne. Die Wienerin hat allerdings noch gute Chancen sich über die Weltrangliste zu qualifizieren.
Probleme mit dem Wasserlassen
Mit einer etwas ungewohnten Herausforderung sah sich Scharinger allerdings im Vorfeld des Turniers konfrontiert. Zwar sind Doping-Kontrollen für ihn nichts Neues, doch so knapp vor einem Turnier ist das für einen Judoka mit nicht zu unterschätzenden Schwierigkeiten verbunden.
Denn Scharinger, der mehrere Kilos abnehmen muss, um in der Klasse bis 73 kg starten zu können, befand sich bereits voll im Entwässern - also jener Phase, wo durch weniger Trinken wenige Tage vor dem Wettkampf noch die letzten Kilos herausgekitzelt werden - als am Donnerstag plötzlich die Kontroleure anklopften und etwas Urin haben wollten.
Tja, zu dumm nur, dass da nichts mehr raus wollte. Um nach einer gefühlten Ewigkeit dann doch irgendwann zu können, musste Scharinger extra Wasser trinken, was freilich seine Gewichtsplanung durcheinander brachte. Wie der dritte Platz aber zeigt, war letztlich alles halb so wild.
Bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt
Nachsatz zum Turnier in Prag: Für Aufsehen sorgt Scharinger dort, als er im Achtelfinale Zebeda Rekhviashvili (GEO) abwürgt. Der Schützling von Peter Seisenbacher übersieht es abzuklopfen und wird deshalb sogar bewusstlos.
Bis 66 kg scheidet Georg Reiter nach zwei Siegen im Achtelfinale aus. Driton Shala kann seine tolle Leistung vom Weltcup-Debüt vor zwei Wochen in Oberwart nicht wiederholen, der Gramastettner scheidet in derselben Gewichtsklasse wie Reiter gleich zum Auftakt aus. Am Sonntag ist aus Mühlviertler Sicht noch Albert Fercher (bis 81 kg) im Einsatz.
Peter Scharinger in weiß
Die Kämpfe im Detail:
Bis 73 kg, 1. Runde: Peter Scharinger schlägt Sagi Muki (ISR) mit Ippon durch Beinwurf.
2. Runde: Scharinger schlägt Odbayar Ganbaatar (MGL) mit Yuko in der Verlängerung.
Achtelfinale: Scharinger schlägt Zebeda Rekhviashvili (GEO) mit Ippon durch Würger.
Viertelfinale: Scharinger unterliegt Florent Urani (FRA) durch Festhalter.
Trostrunde: Scharingers Gegner Batradz Kaytmazov (RUS) tritt nicht an.
Kampf um Bronze: Scharinger schlägt Marcel Ott (AUT) mit Yuko für Opferwurf (Tomoe-nage).
Bis 66 kg, 1. Runde: Georg Reiter schlägt Pedro Jacinto (POR) mit Ippon.
2. Runde: Reiter schlägt Ivan Spirin (RUS) mit Yuko.
Achtelfinale: Reiter unterliegt Sandro Iakobashvili (GEO) mit Waza-ari.
Bis 66 kg, 2. Runde: Driton Shala unterliegt Hamza Belgaid (MAR) mit Ippon.
Quelle: UJZ Mühlviertel - Reinhold Pühringer, erschienen am 27.2.2012
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