NIEDERWALDKIRCHEN: Was Schulterwurf oder Würgegriff auf Japanisch heißt, wissen die beiden, doch das war es dann auch mit den Fremdsprachen-Kenntnissen für das Land der aufgehenden Sonne. Naheliegend, dass dann ein zweiwöchiges Trainingslager in einer so entfernten Kultur einiges an Überraschungspotenzial birgt. Allerstorfer und Shala können ein Lied davon singen. Denn nach der rund 13-stündigen Flugreise, auf der sich das Duo noch dachte: „Schlafen?! Wozu?“, kamen sie wegen der tiefwinterlichen Witterung beim Zwischenstopp in Moskau (Stichwort: Tragflächen-Enteisung) mit etwas Verspätung und äußerst erschreckend wirkenden Augenringen in Tokio an.
„Mit einem Bus sollten wir zu unserem Zug fahren, doch wir haben prompt unsere Station verschlafen, sind erst irgendwo ausgestiegen“, schildert Shala. Da standen sie nun. Irgendwo in Tokio. Und mit jeder Menge Gepäck auf dem Buckel. Das Problem an ihrer Situation: Der Durchschnitts-Japaner ist des Englischen nicht mächtig. „Wir hatten keinen Plan, waren schon kurz davor eines der hier sehr teuren Taxis zu nehmen“, so Allerstorfer. „Dann haben wir aber doch einen Japaner gefunden, der uns auf Englisch erklären konnten, wohin wir müssen.“
Beinahe ins Wasser gefallen
Letztendlich kommt das Mühlviertler Duo wohlbehalten in der Hafenstadt Katsuura an, wo sie in den folgenden zwei Wochen an der hiesigen Budo-Universität trainieren. In jeder Einheit müssen sich gegenüber den über 100 Japanern sowie den anderen internationalen Gästen aus Russland, Frankreich, Belgien und Luxemburg beweisen. „Die Japaner sind alles andere als gnädig auf der Matte, aber überfreundlich abseits davon“, deutet Shala die Gastfreundlichkeit an. Zweieinhalb Stunden Sparring auf der Matte, Morgenläufe, die es in sich haben und Krafttraining – so sieht das tägliche Programm aus.
Für die beiden 20-jährigen Heeressportler (Allerstorfer feierte in Japan) ist der Japan-Trip eine riesige Möglichkeit, um den nächsten Schritt in die internationale Spitze zu machen. Eine Möglichkeit, die beinahe nicht zustande gekommen wäre. Aus Mangel an finanzieller Unterstützung wäre das Trainingslager beinahe ins Wasser gefallen. Letztendlich stand allerdings Helmut Mayer mit seinem Ottensheimer Unternehmen „Mayer Tore“ Gewehr bei Fuß und schoss den beiden jeweils 1.000 Euro bei. Hinzu wurden Allerstorfer von der Union St. Peter und Shala von einer Hand voll Sponsoren aus seiner Gramastettner Heimatgemeinde, die sein einstiger Jugend-Trainer Karl Pirngruber mobilisierte, unterstützt. „Danke an diese Sponsoren, ohne sie hätten wir diese Möglichkeit nicht bekommen!“ will das Duo, das Vertrauen mit Leistung zurückzahlen.