Rumänien wurde vor 24 Jahren aus der Zwangsherrschaft Nicolae Ceausescu befreit und ist seit 2007 bei der EU. Nach wie vor gehört das Land in den Karpaten zu den ärmsten in Europa. In eine Depression geschlittert, glaubt wohl niemand an einen Aufschwung. Josef Kogler und Ignaz Märzinger waren in Siebenbürgen und brachten Medikamente, Kleidung, Schuhe und Lebensmittel zur verarmten Bevölkerung.
Wenn man von Rumänien spricht, spricht man von drei Volksgruppen: Siebenbürgen, Walachen und Moldaviern. Siebenbürgen, wird zum Großteil von Ungarn bevölkert, aber auch von den Landlern, die allerdings fast alle nach Deutschland ausgewandert sind. Zur ungarischen Volksgruppe gehören die Roma (Zigeuner). Diese sind im armen Land besonders benachteiligt. Sie leben am Ortsrand der Dörfer in Ghettos in armseligen Hütten. Die demografische Entwicklung im Land ist zudem kritisch: rumänische Familien haben maximal 2 Kinder, die Roma hingegen bis zu zehn.
Die Firma Oberaigner aus Nebelberg stellte gratis einen Mercedes Sprinter für die weite Fahrt nach Rumänien zur Verfügung, der bis oben mit gesammelten, gebrauchten Bekleidungsstücken sowie Medikamenten und Verbandszeug gefüllt wurde. Die Gemeindeärzte in der Umgebung waren dabei sehr spendabel. Josef Kogler, pensionierter Religionslehrer aus Putzleinsdorf, war Organisator des humanitären Einsatzes.
20 Stunden Fahrt -
In einer Non-Stop-Fahrt von 20 Stunden gings ab nach Nordrumänien in die Provinzstadt Tirgu Mures (Neumarkt). 20 km östlich davon liegt unser Ziel, Miercurea, eine Gemeinde mit ca. 2.500 Einwohnern, eingebettet in die Ausläufer der Karpaten. Karoly, ein pensionierter Elektroingenieur, bot uns in seinem Häuschen, mit niedrigem Wohnkomfort, Quartier. Wir wurden dort herzlich aufgenommen und umsorgt, mit allem was er hatte. Karoly war in den 70Jahren bei Siemens in Deutschland beschäftigt und spricht neben Ungarisch und Rumänisch auch gut Deutsch.
Verteilung von Hilfsgütern -
Karoly war nicht nur unser Quartiergeber, er war auch Ansprechperson zu den Empfängern der Sendung. Wir fuhren zu den Ärzten, Seniorenheimen und zum Krankenhaus, wo unsere Hilfsgüter herzlich in Empfang genommen wurden. Zustände dort, die man sich in Österreich nicht vorstellen kann. Dann gings zu den Ghettos der Zigeuner. Die Hilfspakete wurden direkt den Familien übergeben, eine emotionale Angelegenheit.
Familien mit mehr als zwei Kindern erhielten auch ein Lebensmittelpaket. Damit die Lebensmittel frisch waren, wurden sie in einem Großkaufhaus in Tirgu Mures eingekauft und von uns zu den Familien gebracht. Das verursachte Spannungen, weil auch Familien mit weniger als drei Kindern dieses Paket haben wollten. Nicht leicht bei der Verteilung.
Kirche als Verbindunsglied -
Sieben Religionsgemeinschaften sind in Rumänien aktiv. Vier Gotteshäuser stehen alleine im Ort Miercurea (Christen, Evangelische, Orthodoxen und Zeugen Jehovas). Die Kirche erfüllt im Land eine wichtige soziale Funktion. In einem Gespräch mit dem katholischen Pfarrer im Ort war zu erkennen, dass die Kirche in Rumänien allgemein einen Zulauf verzeichnet. Priestermangel kennt man auch, aber nicht in dem Ausmaß wie in Österreich.
Zukunft ist trist!
Karoly hat 400 Euro Pension. Den alten 850er Fiat hat er nach der Pensionierung verkaufen müssen, weil er sich den Sprit nicht leisten kann. Benzin und Diesel kostet in Rumänien um ca. 50 Cent mehr als in Österreich. Die Leute meinen, dass es nach Ceausescu nicht besser geworden sei. Sie haben zwar die Freiheit, sind aber den hohen Lebenskosten nicht gewachsen. Das verursacht eine Depression, die man überall im Land merkt. Das Land selber wäre nicht arm. Der Boden ist ertragreich und das Klima mild. Scheinbar investiert man nur im urbanen Bereich, denn dort ist die Infrastruktur besser als auf dem Land.