MAUTHAUSEN: Simon Wagner belegt nach drei Bestzeiten Platz zwei der ORM2WD und führt weiter in der Junioren-Staatsmeisterschaft. Julian Wagner brilliert auf der Powerstage und fährt gleich siebenmal in die Top 3 der ORM2WD.
Als Simon und Julian Wagner vor den ersten beiden Sonderprüfungen der Lavanttal-Rallye mit ihren jeweils mit harten Slickreifen versehenen Rallye-Boliden aus dem Servicepark rollten, kicherte so mancher Mechaniker aus den verschiedenen Mitbewerberteams – zu Recht!
Denn die Wagner-Brüder haben zur Eröffnung der Rallye einen kapitalen Fehlgriff gelandet. Konkret war es Simon Wagner, der sich mit seiner Einschätzung, es würde trocken bleiben, viel zu weit aus dem Fenster gelehnt hat – der noch wenig erfahrene Bruder Julian übernahm die katastrophale Reifenwahl.
Simon Wagner - Foto: Harald Illmer
Wurmbrand Racing-Teamchef Manuel Wurmbrand wies die Jungpiloten darauf hin, dass dieser Reifenpoker möglicherweise nicht „aufgehen“ wird, doch Simon zeigte sich weiterhin felsenfest überzeugt von der Richtigkeit seiner Entscheidung. Wurmbrand sagt dazu: „Man kann auf Dinge hinweisen – letztendlich aber muss man die Piloten frei entscheiden lassen. Hier ein Machtwort zu sprechen, wäre der falsche Weg. Zumal Simon seinen Reifenpoker sehr überzeugend dargebracht hat.“
Der „
Reifenzirkus“ hatte zumindest artistische Höchstleistungen der beiden Wagner-Brüder zufolge – denn mit Start der ersten Prüfung setzte der Regen ein, der auf der zweiten Prüfung noch stärker wurde. Mit Slicks im Starkregen zwei volle Sonderprüfungen zu „
überleben“, ist auch eine Leistung…
Julian: Dramatik im Cockpit
Wobei es im Cockpit von Julian auf SP1 gleich einmal richtig dramatisch wurde: In einer Highspeedkurve im vierten Gang über eine Kuppe verlor Julian mit harten Slicks im Regen das Heck des Wurmbrand DS3 R3T, der daraufhin mit dem linken Hinterrad im Graben steckenblieb – gegen die Fahrtrichtung. Jetzt kam es zu einer regen Diskussion mit Copilot Jürgen Heigl. Julian wollte einige Meter gegen die Fahrtrichtung fahren, Jürgen sprach sich mit einem klaren „Nein!“ gegen diese Entscheidung aus, worauf sich Julian mit einem „Es geht nicht anders!“ durchsetzte, auf der engen Straße rund zehn Meter bergab fuhr und den Wagen schließlich mittels beherztem Einsatz der Handbremse wieder in Fahrtrichtung brachte. Alles im legalen Bereich – schließlich musste der DS3 so rasch wie möglich aus der Gefahrenzone gebracht werden. Die dramatische Szene wird auch im langen ORF Sport plus-Bericht zu sehen sein. Gekostet hat die Reifen-Aktion mindestens 2:20 Minuten…
Eine Lektion, die Julian an diesem Freitagnachmittag gelernt hat: „Es war ein Fehler, sich auf die Reifenwahl meines Bruders zu verlassen – ich habe überhaupt eine ganze Menge bei dieser Lavanttal-Rallye lernen können.“
Als seinen Fehler betrachtet Julian auch den Reifenschaden, den er sich auf SP8 zugezogen hat: „Das war auf dem Schotterteil der Prüfung – in einer langgezogenen Kurve lag ganz innen ein Stein, der beim Besichtigen noch nicht dort gelegen hat. Aber wäre ich nur ein paar Zentimeter weiter außen gefahren, wäre das nicht passiert.“ Es war nur ein kleiner Stein – doch mit großer Wirkung. Weil sich der Vorfall am Beginn der Prüfung ereignete, mussten Julian und Jürgen auf der SP den Reifen wechseln, was noch einmal mehr als drei Minuten kostete…
Reifenlektion gelernt
Dass er tatsächlich seine Reifenlektion gelernt hatte, konnte Julian auf der Powerstage eindrucksvoll unter Beweis stellen: Während Bruder Simon erneut auf Trockenheit setzte und mit fünf harten Reifen auf die 27 Kilometer lange Prüfung fuhr, hatte Julian am Auto vorne hart und hinten weich, im Gepäck waren zwei weitere weiche Reifen, die vor der Powerstage gegen die harten Pneus getauscht wurden. Bewaffnet mit vier weichen Reifen konnte Julian mit der zweitschnellsten Zeit, nur 3,4 Sekunden hinter Sieger Daniel Wollinger brillieren und zwei Zusatzpunkte an Land ziehen.
So schließt Julian Wagner mit einem positiven Resümee ab: „Wenn die Reifenwahl und das Setup gestimmt haben, konnten wir gute Zeiten fahren – es war schließlich die erste Lavanttal-Rallye für mich.“ Tatsächlich konnten Julian Wagner und Jürgen Heigl insgesamt sieben Top 3-Zeiten in der ORM2WD einfahren. So freut sich Julian bereits auf den nächsten Einsatz in der Rallye-Staatsmeisterschaft für zweiradangetriebene Fahrzeuge: „Ich möchte mich bei meinem Beifahrer Jürgen Heigl, dem Wurmbrand Racing Team und meinen Sponsoren bedanken – ich bin für die nächste Rallye im Wechselland sehr positiv gestimmt.“
Simon: Wahnsinnsbestzeit auf SP4 – 11,3 Sekunden Vorsprung!
Simon Wagner wusste schon vor der Lavanttal-Rallye:
„Das ist keine leichte Rallye – und genau so wurde es dann auch.“ Nach dem Reifenfehlgriff auf den ersten beiden Prüfungen zeigte Simon im zweiten Durchgang diesmal mit den richtigen Reifen mächtig auf: Zunächst, auf SP3, lagen Simon Wagner und Copilotin Ursula Mayrhofer noch vier Zehntelsekunden hinter dem späteren ORM2WD-Sieger Daniel Wollinger, auf SP4 jedoch verblüffte das Duo mit einer wahren Bombenbestzeit – satte 11,3 Sekunden schneller als der zweitplatzierte Wollinger! Im Gesamtklassement belegte Simon auf der langen SP4 den grandiosen sechsten Rang – und das bei drei World Rally Cars, vier R5- sowie weitere vier S2000- respektive Kitcar-Boliden, ganz abgesehen von der Armada an Allrad-Fahrzeugen vom Schlage Subaru und Mitsubishi…
Simon lacht: „Wenn die Reifen gestimmt haben, waren wir richtig schnell unterwegs. Nachdem wir uns im ersten Durchgang einen Rückstand eingefangen haben, wollte ich noch versuchen, auf das Podium zu gelangen – dabei habe ich auch hoch gepokert. Ich habe versucht, etwas anderes als Michael Böhm oder Daniel Wollinger zu machen.“ Das ging auf – aber nicht immer: Insgesamt viermal hat Simon die falsche Reifenwahl getroffen, dafür konnte er aber auch drei Bestzeiten einfahren.
Gratulation an Daniel Wollinger
Am Ende landeten Simon Wagner und Ursula Mayrhofer auf dieser abenteuerlichen Rallye auf Platz zwei der ORM2WD, hinter Sieger Daniel Wollinger. Dazu sagt Simon: „
Wir wollen Daniel ganz herzlich gratulieren, er hat eine perfekte Leistung zeigen und seine Erfahrung aus acht Lavanttal-Rallyes perfekt umsetzen können. Da kann man nur den Hut ziehen. Jetzt freue ich mich schon sehr auf die Wechselland-Rallye – denn die ORM2WD ist genau wie auch die große Spielklasse spannend geblieben.“
In der Tabelle der ORM2WDD übernahm Wollinger die Führung, doch Simon liegt nur vier Punkte hinter dem Steirer auf Platz zwei. In der Junioren-Staatsmeisterschaft führt Simon Wagner unangefochten mit satten 50 Punkten vor Christoph Lieb und Luca Waldherr mit je 30 Zählern. Die Wechselland- Rallye steigt am 29. und 30. April im Raum Pinggau.
*) Copyright by Jimmy Riegler
Lavanttal-Rallye 2016, Ergebnis ORM2WD:
1. Daniel Wollinger/Bernhard Holzer A/A Renault Clio Maxi 2:09:57,6 Stunden
2. Simon Wagner/Ursula Mayrhofer A/A Citroen DS3 R3max +2:14,9 Min
3. Andreas Kainer/Benedikt Hofmann A/D Opel Adam R2 +3:57,0 Min