MAUTHAUSEN: Eine Ausfallsrate, die ihresgleichen sucht – die Schneebergland-Rallye wurde ihrem Ruf als anspruchsvolle Schotterrallye auf internationalem Top-Niveau diesmal ganz besonders gerecht. Dass er ausgerechnet hier seinen ersten ORM2WD-Sieg einfahren konnte, noch dazu mit sämtlichen Bestzeiten, freut Julian sehr – doch weil gerade bei schwierigen Bedingungen der Fahrer alleine wenig ausrichten kann, betont Julian in der bislang erfolgreichsten Phase seiner Karriere den Teamsport.
Die Schneebergland-Rallye hielt vom ersten Meter an, was sie stets verspricht – nämlich eine der anspruchsvollsten Schotter-Rallyes ganz Europas zu sein. Einen besseren Rahmen hätte sich Julian Wagner also gar nicht aussuchen können, um in seiner ersten vollen ORM2WD-Saison einen Quantensprung vorzunehmen: In überlegener Manier konnten Julian und seine Copilotin Anne Katharina Stein den der PS-schwächeren Kategorie zugehörigen Opel Adam dermaßen gekonnt um die steinigen und rauen Natur-Schotter-Sonderprüfungen treiben, sodass seinen ersten Sieg in der 2WD-Staatsmeisterschaft (ORM2WD) mit einem Bestzeitenfeuerwerk in Verbindung bringen konnte – keine einzige der acht möglichen Bestzeiten wollte Julian der Konkurrenz überlassen…
Foto: Martin Butschell
„Superschrauber“ & absolutes Vertrauen im Cockpit
In der Stunde des bisher größten Erfolges seiner jungen Karriere betont Julian den Teamsport: „Gerade bei einer solch anspruchsvollen Rallye müssen alle an einem Strang ziehen, schließlich werden die Autos bei diesem Ritt auf extreme Art und Weise belastet. Hier möchte ich mich bei Stengg Motorsport bedanken und im Speziellen bei Anton ‚Toni‘ Haidenbauer, der unser Auto betreut.“
Wenn in der Formel 1 gerne von „Superhirnen“ die Rede ist, so könnte man „Toni“ im Rallyesport als einen „Superschrauber“ lobpreisen – ein solcher ist ganz sicher auch Wolfgang Schmollngruber, der als Mechaniker eingesprungen ist - mit ihm wurde Julian 2015 ARC-Champion.
Doch selbst wenn das Auto auf Top-Niveau gehalten wird, ist damit noch lange kein solcher Triumph vorprogrammiert: „
Du brauchst bei diesen schwierigen Bedingungen einen perfekten Aufschrieb.“ Mit Copilotin Anne Katharina Stein konnte Wagner einen solchen erstellen, Julian schwärmt: „
Sie lieferte eine perfekte Ansage, sodass ich mit einem absoluten Vertrauen Gas geben konnte – wir hatten bei dieser Rallye keinen einzigen ‚Big Moment‘, und das bei diesen wirklich schwierigen Passagen der Schneebergland-Rallye.“
Foto: Dominik Fessl
Dominante Führung in der Junioren-Staatsmeisterschaft
So konnte Julian Wagner seinen ersten ORM2WD-Sieg mit sämtlichen Bestzeiten in den Schotter brennen, zugleich konnte er so auch seine Führung in der Junioren-Staatsmeisterschaft weiter ausbauen. Schön: Im Gesamtergebnis landete Julian auf Platz vier – weil der sensationelle Dritte, Martin Kalteis mit einem allradgetrieben Auto fuhr, das nicht in der ORM punktberechtigt ist, belegte Julian im ORM-Ergebnis sogar Platz drei.
In der ORM2WD bleibt freilich der bereits enteilte Daniel Wollinger der Leader- - er sammelte im Schneebergland mit einem Opel Corsa Punkte. Julian sagt dazu ganz offen und auch offensiv respektive selbstbewusst: „Schade, dass Daniel hier nicht mit dem starken Renault Clio R3 gefahren ist, denn hier auf Schotter hätte ich mir zugetraut, ihn zu schlagen.“ Auch bei der Rallye Weiz sieht Julian Chancen, den starken Steirer herauszufordern „In den Bergab-Passagen kann ich angreifen – und unsere Chancen in der ORM2WD sind immer noch voll intakt.“
Ein realer Sponsorenanruf & warum man immer hoffen darf
Weil es dem emporschießenden Jungtalent nicht an Träumen mangelt und es dank seiner Sponsoren Prammer Maschinenputz, Excape, evers, jukebox und Autoland Hinterleiter bereits gelungen ist, einige dieser Träume wahr werden zu lassen, möchte Julian versuchen, noch heuer einen weiteren umzusetzen: „
Ich wollte schon immer einmal in der Rallye-Weltmeisterschaft an den Start geben. Jetzt versuchen wir gerade, einen Start bei der WM-Rallye in Deutschland zu organisieren, das wäre dann mein erster internationaler Rallyeeinsatz!“ Mit einem Augenzwinkern fügt Julian hinzu:
„Vielleicht ruft ja wieder einmal jemand an?“ Der Hintergrund: Sascha Martinz-Plöderl, der mit seinen „Excape“-Sonnenbrillen als Sponsor bei Julian und auch Simon an Bord ist, hat den Jungpiloten einst verblüfft, als er Julian anrief, um ihm ein Gespräch über eine mögliche Kooperation anzubieten – etwas, das viele als „Traum!“ abtun würden, allerdings völlig real genauso stattgefunden hat. Warum also sollte Julian nicht hoffen dürfen, dass er genau jetzt, beim Lesen dieser Stelle, das Interesse eines weiteren engagierten Firmenbosses weckt? Julian sagt: „
Mir ist klar, dass so etwas ein Ausnahmefall ist – aber ich würde sehr gerne in Deutschland fahren und man soll ja alles versuchen, um Partner zu finden.“ Eines kann er auf alle Fälle behaupten: Er ist einer der Wagner-Brüder, die eindeutig Benzin im Blut und über den nötigen Grundspeed verfügen – und über eine steile Lernkurve, die dafür sorgt, dass trotz hohem Speed die Zielrampe befahren wird.
Apropos: Schon am kommenden Wochenende ist die Wagner-Family wieder mit dem Umsetzen von Träumen in Ergebnisse beschäftigt. Bei der Rallye Bohemia wird der um zwei Jahre ältere Wagner-Bruder wieder versuchen, den jungen tschechischen 2WD-„Überflieger“ Filip Mares herauszufordern – im Duell um die Meisterschaft beeindruckt Simon in seiner ersten internationalen Saison. Übrigens: Anrufe erfreuen beide, sowohl Julian als auch Simon…